Geh einmal durch deinen Haushalt und schau dir alle Kรถrperpflegeprodukte oder Haushaltsartikel an, die du verwendest.
Es sind viele:
- Flรผssigseife
- Shampoo
- Conditioner
- Zahnpasta
- Deo
- WC-Reiniger
- Spiegelreiniger
- Spรผlmittel
- Sirup
- Orangensaft
- Milch
- Parfรผm
- Bodenreiniger
All diese Produkte haben zwei Gemeinsamkeiten:
- Sie bestehen zum grรถssten Teil aus Wasser
- Sie kommen in einer relativ aufwรคndigen Einwegverpackung daher (meistens aus Plastik, seltener auch aus Glas)
Ich habe bereits einmal รผber den Sinn und Unsinn von Verpackung geschrieben (4 Grรผnde, warum Verpackung nachhaltig ist), daher wรผrde ich das hier mal weglassen und mich der Logistik annehmen.
Wasser in Produkten macht den Transport teuer
Ganz schnell eine wichtige Grundregel der Logistik. Der Versandpreis von Waren wird durch zwei Faktoren bestimmt: Grรถsse und Gewicht. Der Grund dafรผr liegt auf der Hand:
- Je grรถsser etwas ist, desto weniger passt es in einen LKW/Zug/Flugzeug.
- Je schwerer ein Gegenstand ist, desto mehr Diesel/Strom/Kerosin wird fรผr den Transport verbraucht.
Daraus lรคsst sich 1:1 ableiten: Je grรถsser ein Paket, desto mehr COโ Emissionen. Je schwerer ein Paket, desto mehr COโ Emissionen. Anstatt eines Lastwagens braucht es zwei, anstatt eines Pakets braucht es zwei Pakete.
Die oben aufgezรคhlten Produkte bestehen zu einem Grossteil (> 50 %) aus Wasser. Wasser wird vom Hersteller, zum Distributor und dann zum Endkunden verschickt (wobei immer COโ Emissionen entstehen), obwohl lokales Wasser fast emissions- und kostenlos direkt ins Haus geliefert wird.
Warum?
Kleine Nebenbemerkung: Ich bin mir durchaus bewusst, dass (sauberes) Wasser nicht fรผr alle Bewohner der Erde selbstverstรคndlich ist, wรผrde aber zu behaupten wagen, dass die Menschen, welche kein sauberes Wasser zur Hand haben, sich keine Sorgen um Parfรผm, Shampoo, Spiegelreiniger oder eine Haarspรผlung machen. Diese spreche ich nicht an.
Umweltbelastung fรผr den „Wassertransport“ unter der Lupe
ACHTUNG: Hier kommen ein paar Rechnungen!

Schauen wir uns doch mal ein Shampoo an: Ein Shampoo besteht laut Wikipedia zu 67 % aus Wasser. Der Rest sind Tenside, รle und Duftstoffe sowie Hilfsstoffe. In einer 250 ml Flasche Shampoo ist somit 167 ml reines Wasser. Noch extremer sieht es bei z.B. einem Kรผchenreiniger aus. Hier ist der Anteil an Wasser jenseits von 90 %. Fรผr unser Gedankenexperiment bleiben wir einfach mal beim Shampoo.
Wir Schweizer und Schweizerinnen geben pro Jahr rund CHF 200 Mio. fรผr Haarpflegeprodukten aus. Nehmen wir einfach mal an, dass 25 % davon fรผr Shampoos ist, entspricht das einem Volumen von CHF 50 Mio. Bei einem durchschnittlichen Preis fรผr eine Flasche Shampoo von CHF 5.- ergibt das somit 10 Millionen Flaschen Shampoo, welche wir Schweizer und Schweizerinnen jรคhrlich verbrauchen.
Gehen wir davon aus, dass es in Flaschen ร 500 ml verkauft wird und 100 ml Shampoo 100 g entsprechen, dann kommen wir auf ein Gesamtgewicht von 5’000’0000 kg, was 5’000 Tonnen entspricht. Um diese Ware herumzukarren, braucht es 125 grosse 40-Tonnen LKWs.
Um diese Fracht von Zรผrich nach Bern zu befรถrdern werden 196.71 kg COโ freigesetzt (Emissionenrechner). Jetzt noch das ganze mit 125 multiplizieren und wir kommen auf stattliche 24’500 kg COโ. Und davon sind mehr als 16t COโ lediglich fรผr das Wasser!
Die Zahlen sind reine Schรคtzungen und stimmen vielleicht (wahrscheinlich) nicht mit der Realitรคt รผberein. Zudem stehen sie ohne Verhรคltnis da, daher gebe ich hier auch gleich ein Verhรคltnis: 14’732’000 Tonnen COโ werden jรคhrlich durch den Individualverkehr in der Schweiz freigesetzt. Dagegen wirken diese 25 Tonnen fรผr den Transport von Shampoos lรคcherlich.

Etwa ebenso lรคcherlich, wie den Standby vom Computer ausschalten, die Heizung um 1 Grad drosseln, altes Brot verwerten oder im Second Hand Shop Kleider kaufen. Nachhaltigkeit im Einzelnen ist immer lรคcherlich. Erst die Summe macht es aus.
ACHTUNG: Nicht Mathematiker hier weiterlesen:
Fรผr den Transport dieser Produkte wird unnรถtig Energie aufgewendet. Einfacher und effizienter wรคre es, lediglich das Konzentrat oder Pulver zu transportieren und diese zu Hause anzumischen (das gรคbe รผbrigens auch weniger Probleme am Flughafen).
Was wรคre die Alternative
Alternative Ansรคtze gibt es bereits. Der Einsatz von Seifenblรถcken bzw. der Verkauf von Konzentraten in Pulverform. Das schรถne dran: Sowohl fรผr den Produzenten wie auch den (online) Verkรคufer ist die Logistik massiv einfacher und gรผnstiger (weil eben auch umweltfreundlicher). Eine Tablette zu verschicken geht mit einem normalen Briefumschlag. Eine Flasche Shampoo zu verschicken, braucht in der Regel immer ein ausgewachsenes Paket.
Was also ist das Problem? Bequemlichkeit und Gewohnheit, weil ein Pulver erst angemischt werden muss?
Mangelnde Auswahl? Gut mรถglich, aber auch das ist wahrscheinlich ein Henne/Ei Problem.
Alternativen – Flรผssig vs. Pulver
Schauen wir doch mal in ein Shampoo rein.

Dieses Shampoo beinhaltet die folgenden Zutaten:
- Aqua (Water, Eau)
- Sodium Coco-Sulfate
- Cocamidopropyl Betaine
- Glycerin -Coco-Glucoside
- Sodium Chloride
- Guar Hydroxypropyltrimonium Chloride
- Persea Gratissima (Avocado) Oil
- Betaine
- Caprylyl/Capryl Glucoside
- Sodium Benzoate
- Citric Acid
- Parfum (Fragrance)
- Limonene
- Linalool
- Benzyl Alcohol
Und jetzt wollen wir doch mal das Shampoo Pulver von Puremetics anschauen.

Dieses Shampoo beinhaltet:
- Zea Mays Starch (Maisstรคrke) -> Reinigungsmittel.
- Sodium Cocoyl Isethionate -> Reinigungsmittel und Schaum
- Butyrospermum Parkii Butter -> Pflegemittel
- Aqua
- Citrus Limon Peel Oil
- Limonene -> Duftstoff
- Avena Sativa Kernel Oil -> Haferรถl als Reinigungsmittel)
- Citric Acid -> Zitronensรคure, pH Regulirer
- Rosmarinus Officinalis Leaf Oil -> Duftstoff, Reinigungsmittel
- Sodium Benzoate -> Konservierungsmittel
- Potassium Sorbate -> Konservierungsmittel
- Citral -> Duftstoff
- Linalool -> Duftstoff
Es sind zwei komplett unterschiedliche Shampoos und dennoch wiederholen sich viele Inhaltsstoffe. Was sich noch ein wenig unterscheidet, sind die verwendeten รle (stark Shampoo abhรคngig) und teils leicht andere Reinigungsstoffe.
Wรผrdest du aus einem Flรผssigshampoo alles Wasser entfernen, bleibt schlussendlich nur noch das Shampoopulver รผbrig. Genau dieses Pulver verkaufen wir bei uns im Shop.
Warum gibt es nicht mehr Produkte in Pulverform?
Ich glaube, der Mensch ist zu bequem und es mangelt an wirklich guten Alternativen.
Mein Lieblingsbeispiel sind die Zahntabletten. Grandiose Idee, aber leider etwas gewรถhnungsbedรผrftig. Im Vergleich dazu ist die Tube, um einiges „nutzerfreundlicher“.
Das Shampoo ist absolut in Ordnung und fรผhlt sich sehr gut an, aber auch hier birgt die Anwendung leider noch einige Hรผrden:
Anwendung als Flรผssig-Shampoo (mit Vorbereitung): Rรผhre den Beutelinhalt Schrittweise in 150ml aufgekochtem Wasser mit einem Schneebesen krรคftig ein, bis sich alles aufgelรถst hat. Lass es 10 Minuten abkรผhlen und fรผlle es dann direkt in einen Seifenspender oder in eine alte Shampoo-Flasche ab. รber Nacht ziehen lassen, damit es schรถn cremig wird.
Es braucht genau diesen kleinen, einen zusรคtzlichen Schritt. Diese wenigen Minuten, wo uns schlussendlich die Geduld dazu fehlt. Wir leben in einer „Instant-Gesellschaft“, wo leider kein Platz fรผr zusรคtzlichen „Waste“ besteht und Wasser aufkochen, Pulver anrรผhren und รผber Nacht ziehen lassen, als Belastung angesehen wird. Dabei kochen wir tรคglich literweise Wasser fรผr Kaffee und schauen Nรคchte lang Netflix.
Aus unserer Eigenentwicklung haben wir รผbrigens auch Deo in Pulverform zu kaufen. Das Starterset mit Roll-on Flasche, bzw. dann das Nachfรผllpack.
Fazit: Produzenten und Konsumenten sind gefordert
Wรคren alle Flรผssigmittel in Pulverform und zum selber Anmischen, wรผrden wir unnรถtige Transportkosten und unnรถtige Verpackung einsparen.
Die Konsumenten brauchen mehr Auswahl und einfachere Mittel.
In den Kรถpfen der Konsumenten muss ein Umdenken stattfinden. Ein Mehrweg oder Auffรผllprodukt kann genauso gut sein, wie ein herkรถmmliches Flรผssigprodukt.
Welche Produkte verwendest du in Pulverform?
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