Too Good To Go App: Liebe auf den ersten Blick

Als ich vor einigen Wochen den Artikel “Food Waste – Der ultimative Guide: Wissenswertes, Tipps & Tricks zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung” geschrieben habe, durfte ich einiges über das Thema Lebensmittelverschwendung lernen. Unter anderem lernte ich die App Too Good To Go kennen. Nochmals ganz kurz erklärt, was die Too Good To Go App ist:

Wir träumen von einem Planeten ohne Lebensmittelverschwendung und engagieren uns täglich dafür, diesen Traum zu verwirklichen. Mit unserer App kannst auch du dazu beitragen – herunterladen, anmelden und leckeres, übriges Essen bei Betrieben in deiner Nähe retten. Was dich erwartet, ist immer eine Überraschung zu tollem Preis und gleichzeitig tust du Gutes für den Planeten. Jetzt Essen retten!

Samstag Mittag. Meine bessere Hälfte, Annika, installiert die Too Good To Go App. Warum? Keine Ahnung.

Wir testen die Too Good To Go App

Viele dieser coolen neuen Angebote sind oftmals nur in grösseren Ballungszentren zu finden, wozu Herzogenbuchsee mit seinen paar tausend Einwohnern nun wirklich nicht gehört. Umso überraschender war es, dass Too Good To Go auch hier in Buchsi ein paar wenige Angebote zu bieten hatte. Coop Restaurant.

Wir waren beide begeistert und haben sofort beschlossen, das zu testen. Für 4.90 pro Mahlzeit kann man nichts falsch machen. Die Mahlzeit wird wahrscheinlich nicht 15 Gault-Millau Niveau bekommen, aber doch den Bauch füllen.

Wir bestellen 2x “Vegi Mahlzeit Überraschung” und bezahlen die Mahlzeiten auch gleich via App. Kann 30 Minuten vor Ladenschluss abgeholt werden.

Im herbstlichen Sonnenschein machen wir noch einen kleinen Spaziergang zum Coop, um das Überraschungspaket abzuholen. Das Buffet ist bereits ziemlich leer. Es steht noch ein paar Desserts herum, aber nichts von einer Mahlzeit. Ob es am Ende zum Abendessen einen Berliner und ein Vermicelles gibt?

Doch nicht. Wir bekommen:

2x frischer Eistee
1x Mahlzeit Spätzli, gebackenen Tomaten und Blumenkohl
1x Mahlzeit Reise mit Erbsen, gebackene Tomaten und Blumenkohl
1x Himbeerkuchen
1x Berliner
1x Vermicelles

Das Too Good To Go Menu
Unser Menu für den Abend

Dazu müssen wir noch je 10.- Depot für die Behälter bezahlen. Auch hier hat das Unternehmen daran gedacht. Bravo! Wahrscheinlich könnte man seine eigenen Behälter mitnehmen.

Später am Abend geniessen wir positiv überrascht unser Überraschungsmenu. Alles in allem sind wir beide sehr zufrieden und positiv überrascht. Der Berliner war zugegeben ein bisschen trocken, aber dafür kann die Too Good To Go App schliesslich nichts dafür.

Wir werden es sicher wieder brauchen. Allein die Überraschung nicht zu wissen, was es wohl gibt, ist ein kleiner Nervenkitzel.

So funktioniert die Too Good To Go App

Das Prinzip ist einfach.

So funktionioert To Good To Go
  1. Mittels App kaufst du bei einem Partnerbetrieb (Bäcker, Coop, etc) ein. Die Partner haben entsprechende Angebote, mit einer täglich limitierten Verfügbarkeit. Halt soviel wir normalerweise am Abend noch übrig bleibt. Du kaufst dein Überraschungs Bag oder Menu via App ein.
  2. Vor Ladenschluss gehst du vorbei und holst deine Mahlzeit, deinen Sack oder was auch immer du bestellt hast ab. Dazu musst du den Beleg in der App vorweisen.
  3. Zuhause kannst du die Tüte öffnen und dich freuen.

Das steckt hinter der Too Good To Go App

Die Idee, Technologie einzusetzen, um Menschen im Kampf gegen Lebensmittelverschwendung zu vernetzen, wurde 2016 in Dänemark entwickelt und rasch in ganz Europa und mittlerweile auch in den USA umgesetzt. Getrieben von grossem Ehrgeiz und ebenso viel Leidenschaft, die Nachhaltigkeit im Ernährungssystem zu stärken, wurde eine Lösung lanciert, wie sie einfacher nicht sein könnte: Die Too Good To Go App verbindet Bäckereien, Hotels, Restaurants, Supermärkte und andere Betriebe mit Konsument*innen, um übriggebliebenes Essen vor der Verschwendung zu bewahren. Es entsteht eine Win-Win-Win-Situation: Die Nutzer*innen erhalten leckeres Essen zum reduzierten Preis, die Partnerbetriebe reduzieren Lebensmittelverschwendung, können neue Kund*innen für den regulären Verkauf ansprechen und generieren zusätzliche Einnahmen.

Das wichtigste – die Ressourcen der Umwelt werden geschont, weil weniger Lebensmittel verschwendet werden. Aktuell sind wir in 15 europäischen Ländern sowie in der USA und aktiv und seit Sommer 2018 auch in der Schweiz vertreten.

Too Good To Go App

Ein paar Statistiken

Kein Artikel ohne ein paar Statistiken und Zahlen, aber wahrscheinlich sind diese Zahlen bereits in ein paar Monaten wieder veraltet.

KantonPartnerbetriebeGerettete Mahlzeiten
Aargau352199’237
Appenzell Ausserrhoden1816’292
Appenzell Innerrhoden62’997
Basel-Landschaft10342’622
Basel-Stadt168198’057
Bern415240’522
Freiburg161113’453
Genf361247’189
Glarus103’424
Graubünden14541’434
Jura257’725
Luzern222203’709
Neuenburg9372’445
Nidwalden207’107
Obwalden197’464
Schaffhausen4227’329
Schwyz6239’746
Solothurn10967’947
St. Gallen297190’740
Thurgau15186’090
Tessin159101’502
Uri134’817
Waadt593447’643
Wallis214103’020
Zug8492’712
Zürich10411’123’567
Anzahl Partnerbetriebe und gerettete Mahlzeiten. Stand ist November 2021

Erschreckende Realität oder reines Marketing

Nachdem ist das Angebot jetzt doch einige Male genützt habe, frage ich mich ernsthaft, wie das denn früher gelaufen ist. 30 Minuten vor Ladenschluss liegt da teilweise noch so viel Essen herum, was am nächsten Tag nicht mehr verkauft werden kann. Bekämpft die Too Good To go App lediglich Symptome von einem viel tiefliegenden Problem?

Müssten wir Kunden einfach ein bisschen weniger mäcklig sein und halt auch mal ein Berliner vom Vortag kaufen? Oder müssten wir einfach akzeptieren, dass es halt 2 h vor Ladenschluss nicht mehr die ganze Auswahl gibt?

Auch aus Ladenbesitzer Sicht frage ich mich, wie man mit so viel “Waste” überhaupt noch gut wirtschaften kann. Ist deshalb der Bäcker hier in der Schweiz so teuer, weil derart viel Waste kompensiert werden muss? Oder will der Ladenbesitzer einfach ein bisschen Waste, um damit via der Too Good To Go App ein bisschen Werbung machen zu können. Naja, verübeln kann man es ihnen schliesslich nicht.

Alles kritische Gedanken, auf die zumindest ich keine Antwort weiss. Schön, dass es findige Unternehmer suchen, die in ihrem Bereich eine Lösung anbieten. Ob es die beste Lösung ist, lasse ich einfach mal so stehen.

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