In den vergangenen Monaten haben wir im uns Zuge der Entwicklung von Paudi relativ intensiv mit Zahnpasta auseinandergesetzt. In diesem Artikel zeigen wir dir, woraus eine Zahnpasta eigentlich besteht.
Die Inhaltsstoffe einer Zahnpasta (und übrigens allen Kosmetikartikeln) werden mittels INCI-Bezeichnung angegeben. INCI steht für International Nomenclature Cosmetic Ingredients. Da steht so etwas wie: Sorbitol, Hydrated Silica, Sodium Fluoride etc. … ausser du bist Chemiker oder hast dich mit der Entwicklung von Kosmetika auseinandergesetzt, werden dir diese Namen kaum weiterhelfen.
Über die einzelnen Inhaltsstoffe könnten (und werden auch) ganze Bücher gefüllt werden.
Putzkörper und Schleifepartikel
Zähneputzen ist unter anderem rein mechanisches Schrubben, um Beläge und Bakterien von den Zähnen zu kratzen. Dazu werden der Zahnpasta feinste Schleifpartikel beigefügt. Genauso wie beim Schleifpapier gibt es auch bei Zahnpasta unterschiedliche Feinheiten. Der Schleifeffekt wird als RDA-Wert (Relative-Dentine-Abrieb) angegeben. Es gilt je höher, desto gröber. Zahnprodukte mit einem Wert von über 80 solltest du besser meiden.
Hier kommt auch immer mal Mikroplastik zum Einsatz und sollte daher gemieden werden. Mikroplastik verbirgt sich hinter den folgenden Stoffen:
- Polyethylen (PE)
- Polypropylen (PP)
Zahncremes mit einem sehr hohen RDA Wert enthalten oftmals Schleifmittel wie:
- Titandioxid (Titanium Dioxide)
- Aluminiumoxid (Alumina)
Titandioxid wird in diversen Industrien auch gerne als Farbstoff (E171) verwendet und steht im Verdacht, gesundheitsschädlich zu sein.
Und dann gibt es natürlich, milde Schleifmittel. Diese sind zumindest natürlichen Ursprungs. Dazu gehören:
- Kieselsäure (Hydrated Silica)
- Kreide (Calciumcarbonate)
Waschaktive Substanzen und Schaumbildner
Das sind die sogenannten Tenside, die die Zahnbeläge auflockern und dafür sorgen, dass sie sich besser abbürsten lassen. Zudem sind viele auch für die Schaumbildung verantwortlich. Darin sind die abgelösten Partikel gebunden und können dann einfach ausgespuckt werden. Zudem gibt die Schaumbildung schlicht und einfach auch ein gutes und sauberes Gefühl und macht das Zähneputzen angenehmer.
Folgende Inhaltsstoffe von Zahnpasta zählen zu den Waschaktiven Substanzen:
- Natriumlaurylsulfat (SLS, Sodium Lauryl Sulfate)
- Kokosbetain (Cocamidopropyl Betaine)
- Decylglucosid
- Coco Glucoside
- Decylglucoside
- Disodium Lauroyl Glutamate / Propylene Glycol / Sodium Chloride
- Sodium Coco-Sulfate
Besonders was Sodium Laryl Sulfate oder kurz (SLS) angeht hagelt es massenhaft Kritik. Sodium Lauryl Sulfate gilt als allergieauslösend und hautreizend, allerdings ist das offiziell noch nicht bestätigt. Wissenschaftliche Studien sind noch am Laufen. Die Anwendung von Zahnpasten mit Natriumlaurylsulfat kann daher zur Bildung von kleinen schmerzenden Mundgeschwüren (Aphthen) beitragen.
Fluoride
Fluoride wie Aminfluorid oder Zinkfluorid sollen unseren Zahnschmelz härten. Es hemmt das Wachstum der Bakterien und macht den Zahnschmelz unempfindlicher gegen Säuren oder Mikroorganismen. Es ist somit ein sehr effektiver Schutz vor Karies.
- Sodium Fluoride
- Sodium Monofluorophosphate
- Olaflur
Wenn man grössere Mengen an Fluorid schluckt, können Fluoride gesundheitsschädlich sein. Kinder-Zahnpasta sollte daher einen maximalen Fluorid-Gehalt von 500 ppm (Milligramm pro Kilogramm) haben. Bei einer Erwachsenen Zahnpasta sollte er 1’500 ppm nicht überschreiten. Nehmen wir zu viel Fluorid zu uns, führt das zu einer sogenannten Fluorose, die sich zuerst durch harmlose, meist weissliche Verfärbungen auf dem Zahnschmelz zeigt. Bekannt sind die deutlichen Folgen der Fluorose beispielsweise aus Indien in den 1930-er Jahren, wo es in einigen Gebieten eine stark erhöhte Konzentration von Fluorid im Trinkwasser gab. Zahnverfall sowie Deformationen des Skeletts und Gelenkverkalkung waren die dramatischen Auswirkungen einer langjährigen Überdosierung.
Antibakterielle und enzündungshemmende Stoffe
Diese Stoffe beugen Zahnfleischentzündungen und Karies vor und hemmen das Bakterienwachstum:
- Chlorhexidin (Chlorhexidine Digluconate, CHX)
- Zink-Verbindungen wie Zinklaktat, Zinkchlorid (Zinc Lactate, Zinc Chloride)
- Zinnpyrophosphate (Stannous Pyrophosphate)
- Triclosan (Triclosan, TCS)
Triclosan kann Kontaktallergien auslösen. In Tierversuchen wirkte der Stoff schädlich auf das Hormonsystem. Laborstudien zeigten, dass Bakterien, die Triclosan ausgesetzt wurden, eine Resistenz auch gegenüber anderen antimikrobiellen Stoffen und in manchen Fällen sogar gegenüber Antibiotika entwickelten. Auch in der Umwelt richtet Triclosan Schäden an: Triclosan kann in Kläranlagen nicht vollständig abgebaut, sondern nur verändert werden. In dieser Form gelangt es in die Gewässer und schädigt Fische und Algen. Unter Lichteinstrahlung können sogar langlebige, noch schädlichere Dioxinverbindungen entstehen.
Desensibilisierende Stoffe
In Zahncremes für schmerzempfindliche Zähne („Sensitiv“) sind häufig desensibilisierend wirkende Inhaltsstoffe enthalten. Diese sollen Beschwerden lindern, indem sie die Dentin-Oberfläche versiegeln oder die Reiz-Weiterleitung unterbinden. Häufig verwendet man:
- Kaliumnitrat (Potassium Nitrate)
- Zink-Karbonat-Hydroxylapatit (Hydroxylapatit)
- Strontium-Salze (Strontium Chloride, Strontium Acetate)
Sensodyne Zahnpasten mit Kaliumnitrat beruhigen die Nerven in Ihren Zähnen, damit Auslöser wie eiskalte Getränke oder ein kalter Luftstoss keine Schmerzen verursachen.
Konservierungsstoffe
Wo Feuchtigkeit ist, gedeihen auch Bakterien und schliesslich sollen die Bakterien aus dem Mund raus und nicht in den Mund. Sie machen zudem die Pasta haltbar.
- Sorbinsäure (Sorbic Acid)
- Benzylalkohol (Benzyl Alcohol)
- Parabene wie Methylparaben, Propylparaben (Sodium Methylparaben, Propylparaben)
- Polylysine
Parabene sind der Struktur des weiblichen Sexualhormons Östrogen sehr ähnlich. Sie können über die Haut aufgenommen (dermal absorbiert) werden. Daher wird befürchtet, dass sie den Hormonhaushalt von Menschen durcheinanderbringen können. Weil die Verbraucher in den letzten Jahren für dieses Thema sensibilisiert wurden, haben viele Hersteller ihre Rezepturen inzwischen umgestellt. Als unbedenklich gelten etwa Sorbinsäure oder Benzylalkohol.Vor allem in Asien wird es aufgrund seiner antimikrobiellen Wirkung, Geschmacksneutralität und der nicht vorhandenen Toxizität für Säugetiere zur Konservierung von Lebensmitteln eingesetzt.
Feuchthaltemittel
Helfen lediglich die Zahnpasta feucht zu halten, so dass sie nicht gleich austrocknet, wenn sie mal offen ist. Auf die Gesundheit haben sie jedoch keinen Einfluss. Gängig sind dabei die folgenden Inhaltstoffe
- Glycerin (Glycerine)
- Sorbitol (Sorbitole)
Binde- und Verdickungsmittel
Wie der Name bereits sagt: Pasta. Diese soll eine gelartige Konsistenz aufweisen und verhindern, dass sich Wasser in der Tube absetzt. Zu diesen zählen:
- Xanthan (Xanthan Gum)
- Carrageen (Carrageenan)
- Polyethlyenglykole (PEG, z.B. PEG-6)
PEG klingt gefährlich und ist zumindest fragwürdig. PEG macht die Haut und Schleimhäute durchlässiger. Dadurch können natürlich auch schädliche Stoffe besser aufgenommen werden. Wenn du auf Nummer Sicher gehen willst, solltest du besser auf PEG verzichten.
Geschmacks- Aroma- und Farbstoffe
Pfefferminz, Menthol oder Erdbeer, damit das Putzen zur Freude wird. Als Geschmacks- und Aromastoffen werden unter anderem die folgenden Inhaltsstoffe verwendet:
- Stüssstoffe (z.B. Sorbit, Saccharin, Sylit)
- Öle und ätherische Äle wie Pfefferminz-Öl (Mentha Viridis Leaf Oil), Menthol oder Eukalyptus-Öl (Eucalyptol)
Zusammenfassung
Damit solltest du jetzt bestens gewappnet sein, um das Label deiner Zahnpasta zu entschlüsseln und falls du noch mehr wissen willst oder die Liste hier nicht vollständig ist (was sie definitiv nicht ist), dann ist natürlich das Internet dein Freund.
Über dieses Suchfeld kannst du gleich direkt nach einem INCI suchen und du bekommst so einiges an Informationen. Die Datenbank gibt jedoch keine Bewertung der Rohstoffe, sondern lediglich eine neutrale Beschreibung.
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