Uhr in Wasser

Mit Nachhaltigkeit gegen den Klimawandel โ€“ bringt das รผberhaupt etwas?

Bringt Nachhaltigkeit im persรถnlichen Bereich eigentlich effektiv etwas gegen den Klimawandel? Hat es wirklich einen Einfluss auf das Klima, wenn ich meine Jogurtbecher auswasche, wรคhrend am Kreuzfahrtterminal die Luxusliner ihre Dieselmaschinen 24 Stunden am Tag laufen lassen, um Strom zu produzieren? Bringt es รผberhaupt etwas, das Auto auch mal stehen zu lassen, wรคhrend die halbe Welt um dieselbe zu fliegen scheint?

Ja, aber: Der Einzelne kann die Welt nicht retten. Wenn wir nicht die politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen so gestalten, dass Umwelt- und Klimaschutz zur Normalitรคt werden, kann der Kampf gegen den Klimawandel nicht gewonnen werden. Es kommt vielmehr auf die Gesamtbilanz an als auf Einzelmassnahmen und die kann nur durch strukturelle Verรคnderungen unseres Alltags verbessert werden.

Nachhaltigkeit gegen den Klimawandel die Klimakatastrophe โ€“ jeder ist gefordert

Uns lรคuft so langsam die Zeit davon. Schon seit Jahren warnen Klimaexperten davor, dass das Projekt Erde den Bach runtergehen wird, wenn wir nicht unser Konsumverhalten รคndern, mit dem die Menschheit der Erde einen gewaltigen und nachhaltigen Schaden zufรผgt.

Vertraut man der Wissenschaft (und was sollen wir als Laien aus Mangel an besserem Wissen auch sonst tun?), dann geraten die Dinge auf diesem Planeten ausser Kontrolle, sobald die globale Erwรคrmung der Erde die Marke von zwei Grad Celsius รผberschreitet. Die Auswirkungen hรคtten nicht nur extreme Wetterphรคnomene zur Folge, sondern wรผrden die Entwicklung der Menschheit, die Wirtschaft, die politische sowie die gesellschaftliche Stabilitรคt nachhaltig und zutiefst negativ beeinflussen.

Um die รœberschreitung der Zwei-Grad-Marke zu verhindern, ist neben Politik und Wirtschaft natรผrlich auch jeder Einzelne gefordert, seinen Teil dazu beizutragen. Ich habe mich einmal der Frage gewidmet, was es wirklich bringt, wenn der einzelne Bรผrger seinen Lebensstil in Richtung Nachhaltigkeit verรคndern wรผrde. Nachhaltigkeit gegen den Klimawandel โ€“ bringt das รผberhaupt etwas?

Klimawandel war gestern.
Heute ist Klimakatastrophe.

Wir leben รผber unsere Verhรคltnisse

Von einem rein รถkologischen Standpunkt aus betrachtet โ€“ und kein anderer interessiert mich persรถnlich mehr um fรผnf vor zwรถlf โ€“ bedeutet Nachhaltigkeit nichts anderes, als dass sich bestehende Generationen nur in dem Masse an natรผrlichen Rohstoffen bedienen, wie die Erde in absehbarer Zeit in der Lage ist, sie zu ersetzen. Leider ist das zur Zeit nicht der Fall, wie ein Blick auf den sogenannten Earth Overshoot Day zeigt.

Wir brรคuchten drei Erden, wenn alle lebten wie die Schweizer

Der Earth Overshoot Day des “Global Footprint Network”, eine US-amerikanische Umweltorganisation, bezeichnet den Tag des laufenden Jahres, an dem der Raubbau des Menschen an den natรผrlichen Ressourcen die Kapazitรคt der Erde zur Reproduktion fรผr das jeweilige Jahr รผberschreitet. Fรผr die Welt fiel der Earth Overshoot Day, der im Deutschen auch “Erdรผberlastungstag” genannt wird, in diesem Jahr 2019 auf den 29. Juli โ€“ das frรผheste Datum in der Geschichte der Menschheit.

Das ist aber schlimm, sagst du? Wie kann die Menschheit nur so handeln? Schau nicht in die Ferne, denn das Bรถse liegt so nah. Die Schweiz hatte ihren Nationalen Overshoot Day fรผr das Jahr 2019 am 9. Mai. Wenn alle Menschen auf der Welt so leben wรผrden wie die Eidgenossen, wรผrden drei Erden kaum ausreichen, um unseren Hunger nach Ressourcen zu stillen. Dabei gibt heute doch jeder Schweizer in Umfragen an, wenigstens zu versuchen, mit Nachhaltigkeit etwas gegen den Klimawandel zu tun.

Am Ende zรคhlt, was hinten raus kommt

Kann es also sein, dass es gar nicht so sehr auf die Einzelmassnahme ankommt und man vielmehr einen Blick auf das Endresultat werfen muss, wenn man wirklich etwas bewegen will? Ein Beispiel: Wenn ich heute auf eine Autofahrt verzichte, morgen dafรผr aber die doppelte Strecke fahre, dann hat das Klima mal gar nichts davon. Das Endresultat ist trotz lobenswerter Einzelmassnahme immer noch negativ. Um die Gesamtbilanz auf Vordermann zu bringen, bedarf es eher struktureller Verรคnderungen in unserem Alltag als gut gemeinte Einzelaktionen.

Fokus auf die Big Points

Wenn du dir jetzt die Frage stellst, wo du denn bitte anfangen sollst in dem Wirrwarr an Entscheidungen, die du jeden Tag im Hinblick auf Klima- und Umweltschutz sowie Nachhaltigkeit treffen kannst, dann bist du nicht alleine. Auch ich habe irgendwann den Wald vor lauter Bรคumen nicht mehr gesehen beziehungsweise bin vom Hรถlzchen aufs Stรถckchen gekommen und habe dabei den Blick aufs GroรŸe und Ganze verloren. Ich konzentriere mich heute vor allem auf die Big Points des Klimaschutzes, also die vier wesentlichen Bereiche, die als Hauptverursacher von Treibhausgasemissionen gelten.

Was sind die Big Points?

Die vier wesentlichen Bereiche, also die Big Points, im Konsum sind

  • Energie
  • Wohnen
  • Mobilitรคt
  • Ernรคhrung

Jeder Schweizer verursacht pro Jahr rund 4,79 Tonnen an Treibhausgasen, vor allem Kohlendioxid (CO2). Davon entfallen nach Angaben des Bundesamtes fรผr Umwelt

  • etwa 21 Prozent auf Energie in Form von Heizung und Strom
  • 19 Prozent auf Mobilitรคt
  • 15 Prozent auf Ernรคhrung
  • und fast 40% auf sonstigen Konsum (einschliesslich der Emissionen fรผr die Produktion von Autos, Mรถbeln oder Baumaterialien)

Man braucht kein Klimaexperte zu sein, um angesichts dieser Zahlen darauf zu kommen, dass es wohl mit dem Auswaschen von Jogurtbechern nicht getan ist. Aber was kann kann jeder Einzelne tun?

Nachhaltigkeit gegen den Klimawandel โ€“ was jeder von uns tun kann

Das Ganze hรถrt sich bis hierher zugegebener Massen eher abstrakt und theoretisch an. Um ein wenig Fleisch an den Knochen zu bringen, habe ich einmal konkrete Beispiele zusammengestellt, was jeder von uns tun kann, um seine CO2-Gesamtbilanz aufzupolieren.

1. Energieeffizienz

Die wohl einfachste Massnahme ist der Umstieg auf ร–kostrom. In jeder Gemeinde findet man heute Anbieter, die ihren Strom CO2-frei anbieten. Eine weitere CO2-Ersparnis winkt, wenn du deine Finanzgeschรคfte einer ร–kobank anvertraust. Diese Banken finanzieren zwar auch Projekte in der Realwirtschaft, vergeben ihre Kredite aber an Unternehmen, die hinsichtlich des Klimaschutzes einen nachhaltigen Mehrwert bieten, beispielsweise in erneuerbaren Energien.

Diรคt fรผr Stromfresser

Auch beim Kauf eines neuen Kรผhlschrankes oder einer Waschmaschine kann man strukturelle Verรคnderungen umsetzen, die sich positiv auf den Klimaschutz auswirken. Wer darauf achtet, dass das Gerรคt die mit A +++ beste Energieeffizienz-Rate aufweist, senkt fรผr die nรคchsten 15 Jahre seinen Stromverbrauch und damit seinen Anteil an CO2-Emissionen.

Das macht allerdings nur Sinn, wenn ein kaputtes Gerรคt ersetzt werden muss. Wer eine Waschmaschine nach fรผnf Jahren wegschmeisst, weil sie zu viel Strom verbraucht, der hat nicht weit genug gedacht. Die Produktion einer neuen Waschmaschine verbraucht ungleich mehr Energie als die alte Maschine in ihrer gesamten Lebensdauer je verbrauchen wรผrde.

2. Besser wohnen

Keine Sorge, ich komme jetzt nicht mit Einrichtungstipps, sondern betrachte den nรคchsten Big Point in meiner Liste. Konkret geht es um Themen wie Wรคrmedรคmmung und die Optimierung von Heizungen, also um Strukturverรคnderungen, die sich positiv auf den Klimaschutz auswirken und zusรคtzlich dafรผr sorgen, dass du besser wohnen kannst.

Wer neu baut, wird ohnehin darauf achten, dass so wenig wie mรถglich der kostbaren Wรคrme die Aussenwelt erreicht. Doch auch Besitzer รคlterer Hรคuser kรถnnen noch eine ganze Menge tun, um richtig CO2 einzusparen. So isolieren Fenster mit Doppelverglasung ungleich besser als Einzelscheiben. Zusรคtzliche Isolierung im Dachbereich verhindert, dass Wรคrme nach oben entweicht. Eine moderne Heizungsanlage verbraucht deutlich weniger Gas oder ร–l und verbrennt dieses mit erheblich weniger Emissionen.

Wer im Bereich des Wohnens aber richtig CO2 einsparen mรถchte, der zieht in ein sogenanntes Passivhaus, in dem man im Schnitt zwei Tonnen Kohlendioxid pro Jahr weniger produziert.

3. Verkehr und Mobilitรคt

19 Prozent der jรคhrlichen Treibhausgase entfallen auf das Thema Mobilitรคt und Verkehr. Dabei kรถnnte diese Zahl deutlich niedriger sei, wenn wir doch nur die technischen Mรถglichkeiten und Angebote annehmen wรผrden, die seit geraumer Zeit existieren.

Auf Carsharing-Plattformen kann man sich beispielsweise schon seit Jahren fรผr kurze oder lange Strecken einen Platz als Mitfahrer in einem Auto kaufen, anstatt das gesamte Fahrzeug zu erwerben.

Elektrofahrzeuge werden immer erschwinglicher und hinsichtlich der Reichweite immer effizienter und selbst bei Benzinern gibt es himmelweite Unterschiede hinsichtlich der Spriteinsparung bzw. der Effizienz. Was zรคhlt, ist der spezifische Kraftstoffbedarf. Je weniger, desto besser.

CO2 im Handgepรคck

Die grรถsste Rolle allerdings spielt das Fliegen. Wer auf mรถglichst viele Flรผge verzichtet, spart mehr CO2 ein als mit jeder anderen Massnahme. Wรคhrend ein Auto 140 Gramm CO2 pro Person und Kilometer ausstรถsst, sind es beim Flugzeug 240 Gramm pro Person.

Wer pro Tag 20 Kilometer mit dem Auto fรคhrt und sich einmal im Jahr eine Flugreise nach New York gรถnnt, entlรคsst nur dabei rund 5,4 Tonnen an CO2 in die Atmosphรคre. Wir erinnern uns: Jeder Schweizer produziert pro Jahr “nur” 4,79 Tonnen.

4. Ernรคhrung

Jedes Jahr entfallen auf jeden Fleischesser rund 1,8 Tonnen CO2. Ein Vegetarier hingegen zeichnet nur fรผr 1,3 Tonnen verantwortlich. Veganer sind hinsichtlich ihrer CO2-Bilanz noch besser gestellt. Sie produzieren mit ihrer Ernรคhrung sogar nur 900 Kilogramm des Treibhausgases.

Wer noch nicht bereit ist, auf den nahrungstechnisch auf den grรผnen Zug aufzuspringen, der kann auch bei konventioneller Ernรคhrung etwas tun. Wer beispielsweise zu Bio-Produkten greift und darauf achtet, saisonale Ware zu kaufen, der tut ebenfalls etwas fรผr die Umwelt. Dabei geht es allerdings weniger um CO2, sondern eher um Themen wie Artenschutz, Erhaltung der Fruchtbarkeit des Bodens und der Schutz der Gewรคsser.

Vegetarier hin oder her, was definitiv ein No-Go ist: Food Waste.

Klimaschutz zum Standard machen

Es gibt also durchaus Bereiche, in denen jeder Einzelne etwas tun kann. Aber die Frage bleibt: Bringt das etwas? Sicher ist: Seinen To-go-Becher wiederzuverwenden oder unverpacktes Obst und Gemรผse zu kaufen ist ein nette Geste, wirkt sich aber auf die CO2-Gesamtbilanz entweder gar nicht oder nur in sehr geringem Masse aus. Richtig gespart wird, wenn es ans Eingemacht geht: Flugreisen, wohnen, Autofahren, Futter.

In einer idealen Welt kรถnnten wir alles umsetzen, was uns die Fachleute raten. Tun wir aber nicht. Entweder weil uns die Zeit fehlt oder weil wir keine Ahnung haben, worum es eigentlich geht oder weil wir schlichtweg nicht wollen. Vielmehr wird der Umwelt- und Klimaschutz zum Freiwilligenprojekt und dem Zufall รผberlassen. Wer mitmachen mรถchte, ist herzlich eingeladen, aber wir wollen niemanden zwingen. Oder doch?

Klare Rahmenbedingungen fรผr Nachhaltigkeit gegen den Klimawandel

Es mรผssen meiner Meinung nach Rahmenbedingungen geschaffen werden, die Klimaschutz nicht mehr optional machen. Wer fliegen mรถchte, sollte beispielsweise per Gesetz zu einer adรคquaten CO2-Ausgleichszahlung verpflichtet werden. Wer Landwirtschaft im Fabrikstil betreiben mรถchte, sollte รผber gesetzlich vorgeschriebene Ausgleichszahlungen dazu motiviert werden, sein Konzept zu รผberdenken. Und wer immer noch einen 5,8-Liter-Turbomotor vor sich herschieben mรถchte, der soll gefรคlligst auch dafรผr zahlen und zwar richtig.

Damit solche Gesetze aber eingefรผhrt und durchgesetzt werden, muss die Politik und muss der Markt von uns, den Verbrauchern, die entsprechenden Signale empfangen. Wenn wir unser Konsumverhalten nicht รคndern, wird sich hinsichtlich unserer Klimaprobleme auch nichts รคndern.

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2ย Gedanken zu โ€žMit Nachhaltigkeit gegen den Klimawandel โ€“ bringt das รผberhaupt etwas?โ€œ

  1. Guten Tag

    Ich bin heute auf ihre Internetseite gestossen, da wir uns aufs 2020 vorgenommen haben mehr fรผr unsere Mutter Erde zu tun.
    Ich gehe mit Ihren Punkten bezรผglich Energie im Heizbereich einig. Wo ich leider mit Ihnen gar nicht einig bin, ist die Tatsache, dass heute Hรคuser totgedรคmmt werden und dies geschieht meistens mit Kompaktfassaden, welche sehr aufwรคndig (wenn รผberhaupt) recyclet werden kรถnnen. Da diese Dรคmmungsart heute vorherrschend ist, werden wir mit extremen Mรผllbergen konfrontiert.
    Darum bin ich รผberhaupt kein Fan von Dรคmmungen an alten Hรคusern.
    Diese Behauptungen sind nicht haltlos, da ich aus dem Handwerksbereich komme und viele Beispiele sehe.

    Einen Umstieg auf einen Holzheizung haben wir schon vollzogen. Vorher hatten wir Oel. Wir sind sehr zufrieden obwohl diese Heizart eine Menge mehr Arbeit fรผr unsere Familie bedeutet.

    1. Hallo Michael, schรถn, dass Sie zu uns gefunden haben ๐Ÿ™‚

      Ich gehe dahingehend mit Ihnen konform, dass die ganze Dรคmmerei in der Tat einen riesigen Berg Mรผll verursacht. Allerdings bin ich gleichzeitig der Hoffnung, dass ein Haus nicht zur Wegwerfware verkommt sondern mehrere hundert Jahre stehen bleibt.

      Wie wรผrden Sie als Fachmann alte Hรคuser dรคmmen?

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