In den vergangenen Wochen hat mich das Thema Recycling im Allgemeinen beschäftigt, aber Baustoff-Recycling im Speziellen. Daher gab es auch bereits letzte Woche einen allgemeinen Artikel zum Thema Recycling. Nun hat der Artikel »Baustoff-Recycling: Warum eine ganze Küche wegwerfen?« von SRF meine Aufmerksamkeit erfasst, weil mich das Thema seit unserem Umbau beschäftigt.
Abriss = Abfall
Erst gerade wurden Teile des Schulhauses in Herzogenbuchsee abgerissen, um Platz für ein grösseres Gebäude zu machen. Löblich, dass in die Bildung unserer Kinder investiert wird. Ich bin gerade zufällig vorbeigelaufen, als fleissige Arbeiter das Dach entfernt haben, wobei wunderschöne lange, dicke Dachbalken zum Vorschein kamen.
Obwohl das Schulhaus bereits einige Jahre auf dem Buckel hat, kann ich mir nicht vorstellen, dass diese Balken nicht mehr gut wären. Auf Nachfrage bei einem befreundeten Bauunternehmer, was denn mit den Balken passiert, kam die ernüchternde Antwort: «Im besten Fall werden daraus Spanplatten gemacht, im schlechtesten Fall werden sie verbrannt.» Huch. Das ist eine ziemliche Wertvernichtung, wenn man die Preise von solchen Balken bedenkt. Und weiter hiess es: «Die können nicht mehr weiterverwendet werden, da sich darin allenfalls noch Nägel oder Schrauben befinden, die bei der Weiterverarbeitung für ein anderes Bauprojekt möglicherweise die Maschinen zerstören.»
Das wird dann also einfach verbrannt – was für eine Verschwendung.
Meine kreativen Baustoff-Recycling Projekte
Holz ist ein genialer Werkstoff: Stabil, flexibel und nachwachsend. Durch unsere Dachsanierung vor einigen Jahren ist einiges an Abfall angefallen. Aber ich habe es nicht übers Herz gebracht, so viel intaktes Material wegzuwerfen. So habe ich dann auch eine stattliche Anzahl an noch intakten Ziegeln gesammelt und selbstverständlich alle möglichen Dachsparren.
Und es ist sogar etwas daraus geworden:
- Die Ziegel konnte ich zum Sanieren des Gartenhauses gebrauchen, da die originale Bitumen Bedeckung rissig geworden war. Das neue (recycelte) Dach wird sicher einige Jahre länger halten.
- Ich habe einen Hühnerstall gebaut (mit Ziegelabdeckung und weiteren recycelten Materialien aus dem Keller)
- Zudem habe ich noch einen stabilen Velounterstand inkl. Ziegeldach gebaut.
Ein Problem bei Recycling Projekten
Die Probleme sind gar nicht immer grosser Natur, sondern manifestieren sich bereits im Kleinen. Es braucht Platz, um diese Werkstoffe zu lagern, bis ein Abnehmer gefunden worden ist, der ein passendes Projekt hat. In meinem Fall hatte ich das Glück, dass wir einen grossen Garten haben und die Ziegel in einer versteckten Ecke lagern kann.
Mit dem Internet sollte es «ein leichtes sein», Angebot und Nachfrage zusammenzubringen. Mit useagain.ch gibt es da auch bereits jemand, der in die Nische gesprungen ist, ob es sich allerdings durchsetzen wird? Es ist wie überall immer das Huhn/Ei Problem. Wenn niemand etwas reinstellt, dann schaut auch niemand vorbei, aber warum sollte jemand etwas einstellen, wenn eh niemand draufschaut?
Umdenken erforderlich
Wahrscheinlich geht es uns einfach zu gut? Wir können es uns leisten, direkt alles neu zu kaufen und sind nicht auf Baustoff-Recycling angewiesen. Es geht uns so gut, dass wir unsere Vorhaben nach unseren Wünschen richten und nicht nach den verfügbaren Ressourcen. Beispiel Fenster. Um ein Recycling Fenster zu verwenden, müsste man seine “Fensterpläne” den zur Verfügung stehenden Fenstern unterordnen und dabei vielleicht auf die “Traummasse” verzichten.
Mich würde interessieren, ob du bereits Erfahrungen mit Baustoff-Recycling gesammelt hast, ob im Kleinen oder im Grossen und freue mich auf deine Kommentare zu diesem Thema.
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