Hast du dich auch schon gefragt, was eigentlich mit dem Wasser passiert, nachdem es den Abfluss verlassen hat? Klar, es geht in eine Kläranlage und wird gereinigt. Aber welche Schritte müssen beachtet werden? Und was genau passiert mit dem Abwasser dort? Im Rahmen eines Schulprojektes konnte diesen Fragen auf den Grund gegangen werden. Der folgende Text soll einen groben Überblick über die Abwasserreinigung geben und keinesfalls als wissenschaftliche Arbeit verstanden werden. Er teilt den Einblick eines interessierten Laien für eine Laiin oder einen Laien.
Abwassereinigung: So funktioniert sie
Zu Beginn muss das Abwasser erst einmal zu einer ARA (Abwasserreinigungsanlage) gelangen. Dafür führt aus fast jedem Haushalt ein Rohr, das mit anderen Rohren zusammenkommt und nach einer meist kilometerlangen Reise in einer ARA endet. Auch wenn man es anders vermuten könnte, ist das Abwasser bereits relativ sauber und enthält nur noch wenige feste Bestandteile. Erst jetzt beginnt der eigentliche Reinigungsprozess. Das Abwasser fliesst zuerst durch einen gewaltigen Rechen, in dem zum Beispiel Holzstücke oder Textilien hängenbleiben und das restliche Wasser passieren kann. Anschliessend gelangt das Abwasser in ein Fett- und Sandfangbecken, wo sich – dank einfacher physikalischer Prozesse – das Fett an der Oberfläche sammelt und der Sand zu Boden sinkt. Das Wasser sucht sich danach seinen weiteren Weg ins «Vorklärbecken», während das Fett und der Sand von Zeit zu Zeit durch eine Maschine entfernt werden.
Im Vorklärbecken werden hauptsächlich nochmals Fette und Schlamm vom Abwasser getrennt. Dafür wird ein sogenannter «Räumer» eingesetzt, der einerseits das Fett an der Wasseroberfläche entfernt und andererseits den zu Boden gesunkenen Schlamm beseitigt. Um sich das bildlich vorstellen zu können, denkt man am besten an dieses typische runde Becken, welches oft in einer ARA zu sehen ist. Nun fährt dieser Räumer, den man sich aber auch als riesigen Schaber vorstellen kann, ganz langsam im Kreis und nimmt die Fette und den Schlamm mit. An einer Stelle im Kreis hat es dann ein Loch, wo die zu entfernenden Stoffe abfliessen können.
Die vorherige Stufe der Abwasserreinigung wird auch als “mechanische Reinigung” bezeichnet, während die nächste Stufe als “biologische Reinigung” bekannt ist. Das zuvor gereinigte Abwasser enthält noch viele Nährstoffe und Kohlenstoffverbindungen, die in Gewässern zu hygienischen Problemen führen können. Im “Belebungsbecken” werden diese Stoffe nun durch Bakterien und andere winzige Organismen in einem biochemischen Vorgang zu Kohlendioxid und Wasser umgesetzt. Die Bakterien sind enorm wichtig für die Reinigung. Da kommt es gelegen, dass diese sich sehr wohl im Belebungsbecken fühlen und sich von alleine immer wieder vermehren. Auch Sauerstoff wird in dieses Becken gepumpt, was für den Abbau der Stoffe von entscheidender Bedeutung ist. Übrigens ist das Wasser in diesem Becken braun gefärbt. Jedoch stammt die Farbe nicht von Fäkalien, sondern wird durch Zugabe eines weiteren reinigungstechnischen Mittels erzeugt.
Die letzte Stufe der Abwasserreinigung ist die «chemische Reinigung». Dafür fliesst das Wasser in ein «Nachklärbecken». Im Grunde wir das Wasser nochmals gleich behandelt wie im Vorklärbecken, dieses Mal aber um ein Vielfaches verfeinert. Im vorangegangenen Belebungsbecken entstanden sogenannte Belebtschlammflocken, die nun in diesem letzten Schritt herausgefiltert werden. Die Flocken setzen sich im Wasser ab und werden vom Rest getrennt. Außerdem kann das Abwasser zusätzlich durch einen Sandfilter laufen, um sicherzustellen, dass auch wirklich alle Belebtschlammflocken entfernt werden. Nach diesem letzten Schritt ist das Abwasser nun wieder zu Wasser geworden und sauber genug, um in einem Bach oder in einem Fluss abgelassen zu werden.
Abwasserreinigung: Sand, Fett, etc. werden abgeschieden
Wer nun aufgepasst hat, dem oder der ist aufgefallen, dass vom Abwasser immer wieder verschiedene Stoffe getrennt werden. Mal ist es Sand, mal Fett, ein anderes Mal Schlamm, Nährstoffe oder andere Kohlenstoffverbindungen. Diese Stoffe werden nicht einfach vernichtet, sondern können wieder – respektive weiterverwendet werden. Diese Wiederverwendung der Ressourcen in einer Kreislaufwirtschaft ist ein weiterer Grund, weshalb Abwasserreinigungsanlagen essenziell sind für unsere Gesellschaft und einen wichtigen Teil zum Erhalt einer sauberen Umwelt beitragen.
Verschmutztes Wasser kann grossen Schaden anrichten und ganze Ökosysteme vernichten. Nur dank der Anlagen für die Abwasserreinigung profitieren wir von sauberem Wasser in der Schweiz: Ein Privileg, das uns meist nur dann bewusst wird, wenn wir ihm in anderen Gegenden der Welt nicht mehr selbstverständlich begegnen. Selbstverständlich stellen sie den ARAs auch immer neue Herausforderungen in Form von neuen Stoffen, die in unser Abwasser gelangen. Mikroplastik oder Hormone sind da zwei, die einem aktuell in den Sinn kommen können. Aber durch den immerwährenden technischen Fortschritt müssen wir uns in nächster Zeit keine Gedanken darüber machen, ob man nun von einem Brunnen trinken darf oder nicht.
Übrigens: In unserer Rubrik «Waschküche» findest du viele Produkte, die alle die Umwelt und auch die ARAs nicht belasten.
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