Jedes Jahr, Ende November, stürzen sich Millionen von Menschen weltweit auf die Black Friday Angebote. Was einst als Tag für gute Deals begann, hat sich zu einem regelrechten Konsum-Exzess entwickelt. Rabattschlacht, Kaufrausch und sogar Chaos – alles, um Zeugs zu kaufen, das man sonst nie gekauft hätte.
In meiner Kindheit gab es Blackfriday hier nicht. Unterdessen gehört es jedoch zum alljährlichen Ritual. Ob gut oder schlecht, sei mal dahingestellt. Schauen wir uns das doch genauer an.
Der Druck, „gute Deals“ zu jagen: Manipulation oder echte Ersparnis?
Black Friday verspricht enorme Ersparnisse – und ja, viele Produkte sind tatsächlich günstiger als üblich. Ich versuche bewusst zu leben und bin definitiv kein Umweltfanatiker und dennoch ist auch der Preis für mich ein Argument. Es ist wahrscheinlich menschlich, doch bei einem guten Deal schlage auch ich mal gerne zu.
Hinter den vermeintlich hohen Rabatten stecken oft gezielte Marketingtricks, die den eigentlichen Wert eines Produkts verschleiern. Manche Händler setzen die Preise bereits Wochen vor dem Black Friday herauf, um am grossen Tag mit grosszügigen Rabatten zu locken – Rabatte, die durch diesen Schachzug viel grösser wirken, als sie tatsächlich sind. Wie oft greifen wir da zu Dingen, die wir eigentlich gar nicht brauchen, nur weil der Preis verlockend erscheint?
Die Umweltkosten des Konsumrauschs
Black Friday steht symbolisch für einen massiven Konsumanstieg, der auf zahlreichen Ebenen Auswirkungen hat – von den Ressourcen bis hin zur Logistik. Allein in der Schweiz wurden 2023 in der Woche rund um Black Friday etwa 7 Millionen Pakete verarbeitet und zugestellt. Diese Zahl liegt kaum unter der des Vorjahres und zeigt, wie gross der Ansturm auf die Rabatte nach wie vor ist. Die Post verzeichnet während dieser intensiven Tage eine der höchsten Versandmengen des Jahres, was einen enormen logistischen Aufwand und eine erhebliche Umweltbelastung bedeutet. Besonders für Unternehmen wie meines, einfachweniger.ch, das sich für einen bewussten und nachhaltigen Konsum einsetzt, stehen diese Zahlen in einem starken Kontrast zu unserem Ansatz.
Wir glauben daran, weniger zu kaufen und dafür besser – das heisst: qualitativ hochwertiger und mit Bedacht. Black Friday fördert jedoch oft das Gegenteil. Vieles, was in diesen Tagen gekauft wird, landet kurze Zeit später im Müll oder wird schnell ersetzt. Der CO₂-Ausstoß durch die massenhafte Produktion und den Versand dieser Produkte ist enorm. Hinzu kommt, dass viele dieser Schnäppchen auf Kosten von fairen Arbeitsbedingungen und nachhaltiger Produktion angeboten werden – ein Preis, den die Umwelt und auch oft die Arbeiterinnen und Arbeiter zahlen müssen.
Unser Tipp: Wenn ihr wirklich etwas braucht, wählt Alternativen, die fair und umweltbewusst produziert wurden. Gerade am Black Friday haben auch viele nachhaltige Shops faire Angebote – achtet hier auf Qualität und Langlebigkeit statt nur auf den Preis.
Der psychologische Druck und die „FOMO“ (Fear of Missing Out)
Ein weiteres Problem von Black Friday ist der psychologische Druck, den viele Konsumenten verspüren: “Oh nein, dieser Rabatt ist nur für einen Tag erhältlich, also schlage ich lieber gleich zu und ersetze den noch voll funktionsfähigen Fernseher gleich.” Diese „FOMO“ (Fear of Missing Out) nutzt einen psychologischen Mechanismus aus, um uns zum Kauf zu animieren. Ganz normales Marketing halt. Oft wird uns suggeriert, dass wir genau jetzt handeln müssen, obwohl wir möglicherweise nie auf die Idee gekommen wären, das Produkt zu kaufen.
Unser Tipp: Überlegt euch vorab eine Liste von Dingen, die ihr tatsächlich braucht, und lasst euch nicht von der „FOMO“ leiten. Qualität vor Quantität – besonders am Black Friday.
Die Auswirkungen auf kleinere und nachhaltige Unternehmen
Der Black Friday ist besonders für kleinere und nachhaltige Unternehmen eine Herausforderung. Wir bei einfachweniger.ch kaufen nicht Containerweise Ware ein: Viele Lieferanten könnten das gar nicht bereitstellen und wir sicher nicht absetzen, weil wir schlicht kein entsprechend hohes Werbebudget haben. Daher fehlen oft schlicht die Margen. Grosse Unternehmen und internationale Konzerne können es sich leisten, mit hohen Rabatten zu werben und Kunden in ihre Läden oder Online-Shops zu locken. Kleine Händler hingegen, die auf faire Produktionsbedingungen und umweltschonende Materialien setzen, können oft keine so massiven Preisnachlässe bieten und bleiben auf der Strecke. Erwarte also keine grosse Preisschlacht bei uns an Black Friday.
Anstatt den Black Friday zu nutzen, versuchen wir, das ganze Jahr über faire Preise für nachhaltige Produkte anzubieten. Uns geht es um eine bewusste Kaufentscheidung, nicht um Schnäppchenjagd und Massenkonsum.
Alternativen zum Black Friday: Mehr Wert auf bewussten Konsum legen
Immer mehr Menschen entscheiden sich bewusst gegen den Black Friday. Stattdessen gibt es Bewegungen wie den „Buy Nothing Day“ oder „Green Friday“, die dazu aufrufen, weniger zu konsumieren und bewusstere Kaufentscheidungen zu treffen. Diese Alternativen rücken den Wert langlebiger und sinnvoller Produkte in den Vordergrund und fördern eine nachhaltigere Konsumhaltung.
Auch ich finde, dass diese Alternativen ein wertvoller Ansatz sind. Anstatt nur auf kurzfristige Rabatte zu setzen, sollten wir lieber überlegen, welche Dinge wir wirklich benötigen und welche Produkte langlebig und umweltfreundlich sind. Gerade im Alltag machen kleine Schritte – wie eine wiederverwendbare Trinkflasche, die Zahnpasta in Pulverform oder ein langlebiges Haushaltsgerät – oft den grössten Unterschied.
Fazit: Black Friday – ein Anlass zur Reflexion statt zum Kaufrausch
Der Black Friday kann eine gute Gelegenheit sein, um gezielt etwas günstiger zu erwerben – aber nur, wenn wir uns nicht vom Konsumrausch mitreissen lassen. Es lohnt sich, diesen Tag als Anlass zu nehmen, über unseren eigenen Konsumstil nachzudenken und auf nachhaltigere Alternativen zu setzen. Ein bewusster Umgang mit unseren Ressourcen, die Wertschätzung für Qualität und Langlebigkeit – das sind Werte, die über den Black Friday hinaus Bestand haben.
Anstatt uns von vermeintlichen Schnäppchen treiben zu lassen, sollten wir den Wert unserer Kaufentscheidungen erkennen und darauf achten, dass diese im Einklang mit einer nachhaltigen Lebensweise stehen. Der Black Friday kann – richtig genutzt – auch eine Gelegenheit sein, uns an das zu erinnern, was wirklich zählt: Qualität, Nachhaltigkeit und das Bewusstsein für unsere Umwelt.
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